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Ein Ratsuchender stellte das Thema auf „Ich werde nicht gesehen und wertgeschätzt“.
In die Aufstellung wurden Stellvertreter gestellt für:
ihn selbst, seinen Vater, seine Mutter, seine zwei Brüder, das Nichtgesehenwerden, den Großvater und die Großmutter väterlicherseits. Ich wurde als Stellvertreter für den Großvater ausgewählt.

Als Großvater fühlte ich eine starke Verbundenheit zu meinem Sohn und zu dem Enkel, der die Aufstellung machte. Diese Männerlinie war für mich das prägende Element in der Familie. Ich fühlte auch eine starke Verbundenheit zu dem „Nichtgesehenwerden“.

Im Laufe der Aufstellung zeigte es sich, dass der Großvater eine zentrale Rolle spielte. Er hatte ausgeprägte Vorstellungen davon, wie man sich als Bürger und Familienmitglied zu verhalten hatte. Er erhob schwere Vorwürfe an seine Frau und an die Schwiegertochter, die immer gerade das Gegenteil dessen machten, was er für richtig hielt. Sein Leben war ein ständiger Kampf gegen diese Frauen und ihre subversiven Verhaltensweisen. Die Großmutter hatte zwischenzeitlich sogar schon den jüngsten Enkel soweit infiziert, dass auch er begann, sich systemwidrig zu verhalten. Für den Großvater ein absolutes Ärgernis.

Ein Stellvertreter für die Glaubenssätze des Großvaters wurde in die Aufstellung gestellt. Dies ermöglichte mir, meine Wertvorstellungen aus dem Kopf zu bekommen und vor mir stehen zu sehen. Das machte meinen Kopf etwas freier. Für meine Frau, also die Oma in der Aufstellung, ermöglichte dies, dass sie näher zu mir kommen konnte. Meine Frau und ich standen uns gegenüber und blickten uns lange in die Augen, sehr lange. Dadurch trat bei mir als Opa eine Transformation ein. Ich bekam Zugang zu meinen Gefühlen und zu meinem Herz. Außerdem bekam ich Zugang zum Herz meiner Frau und erkannte, dass sie mich liebte und wertschätzte. Auch sie hatte ein Thema mit dem „Nichtgesehenwerden“ und musste durch betont andersartiges Verhalten auf sich aufmerksam machen, Zeit Lebens und immer als Opposition zu mir.

Mir wurde klar, dass ich mein Leben lang für meine traditionellen Wertvorstellungen und damit gegen meine Frau gekämpft hatte. Ich hatte die Andersartigkeit meiner Frau als gegen mich gewertet und nach und nach alles was sie sagte und tat als Angriff gegen mich aufgefasst. Mit Worten konnte sie mich schon lange nicht mehr erreichen, durch das in die Augen schauen, konnte ich jedoch einen neuen Zugang zu ihr finden. Das „Nichtgesehenwerden“ verlor dadurch an Wichtigkeit, denn plötzlich sah ich klarer und wurde gesehen von dem Menschen, der hierfür zentral war, von meiner Frau. In mir breitete sich ein starkes Gefühl von Wärme, Nähe, Liebe aus.

Diese Lösung auf der Ebene des Großvaters wirkte sich auf den Sohn und auf die drei Enkel aus. Sie konnten plötzlich ebenfalls Gefühle zulassen. Der Aufsteller-Enkel konnte seine Mutter umarmen, die er noch niemals umarmt hatte. Mein Sohn und meine Schwiegertochter, die ebenfalls einen internen Kampf gelebt hatten, konnten ihre Liebe wieder entdecken.

Auf diese Weise wurde ein lebenslanges Thema des „Nichtgesehenwerdens“ erkannt und gelöst werden. Der Kampf gegen die Andersartigkeit hatte die Familie so in Beschlag genommen, dass eine regelrechte Entwicklungshemmung in der Familie herrschte. Dies hatte sich durch mehrere Generationen fortgesetzt. Der Aufsteller hatte selbst auch bereits wieder drei fast erwachsene Kinder, zu denen er kaum Kontakt hatte. Durch die Lösung des zentralen Themas besteht die große Chance, dass dieses Problem bei den folgenden Generationen nicht mehr auftritt.

Wenn du diese Geschichte liest, insbesondere wenn du sie als „Zufallsgeschichte“ angezeigt bekommst, dann gehe in dich und versuche die festgefahrenen Meinungen in dir zu entdecken. Gegen was  oder für was kämpfst du? Dieser Kampf ermüdet dich und verhindert eine Entwicklung. Möglicherweise macht dich dieser Kampf einsam oder stellt dich in eine Ecke.
Ja, es kann tatsächlich auch ein Kampf „für etwas“ belastend sein. Meistens ist es so, dass man mit lebendiger, liebevoller Herzlichkeit mehr erreicht, als mit verbissenem Kampf.